Anker AnkerDie Wing Tsun Prinzipien

Eine besondere Charakteristik von Wing Tsun ist das Denken in Prinzipien. Man könnte sie auch als Weisungen oder Orientierungshilfen bezeichnen. Diese Prinzipien sind bewusst in der reflexiven Befehlsform formuliert, so dass klar definiert ist was zu tun ist. Richtig angewendet verleiht diese Denkweise dem WingChun ein besonderes Maß an Flexibilität: In vielen Kampfkünsten wird gelehrt auf Angriff A mit den Verteidigungen B, C oder D zu reagieren. Kommt ein unbekannter Angriff E, stehen gerade Anfänger diesem hilflos gegenüber. Handelt der Anfänger nun nach den Prinzipien, so reagiert er zumindest nicht völlig falsch.

Die Kraftprinzipien:

  1. Befreie Dich von Deiner eigenen Kraft
  2. Befreie Dich von der Kraft Deines Gegners
  3. Nutze die Kraft des Gegners
  4. Füge Deine eigene Kraft hinzu

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Die Kampfprinzipien:

  1. Ist der Weg frei, stoße vor!
  2. Ist der Weg nicht frei, bleib kleben!
  3. Ist die Kraft des Angreifers zu groß, gib nach!
  4. Zieht der Gegner zurück, folge ihm!

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Die fünf Distanzen im Kampf:

  1. Lange Distanz (Füsse)
  2. Mittlere Distanz (Hände)
  3. Kurze Distanz (Ellbogen, Knie, Kopf)
  4. Mittlere Distanz (Hände)
  5. Boden (Immobilisieren, Ellbogen, Knie, Kettenfauststösse)

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Die Notwehr ( §32):

  1. Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig!
  2. Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff von sich oder anderen abzuwenden!

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Begriffe


Die meisten Anfänger im Wing Tsun haben es schwer mit den vielen neuen Begriffen. Dieses kleine "Wörterbuch" (es beinhaltet nicht die ganze Syntax des Wing Tsun Systems) soll dazu dienen, den Einstieg ein wenig einfacher zu gestalten.
Die wichtigsten Begriffe fürden Anfänger

- Siu-Nim-Tau - "Kleine-Idee-Form" (1. Form, SNT)
- Chum-Kiu - Suchende Arme, (2. Form)
- IRAS - Internal Rotated Adduction Stance
- Bong-Sao - Schwingenarm
- Bong-Gerk - Abwehr mit dem Schienbein nach innen
- Dan-Chi - Einarmiges Chi-Sao, (kurz für Dan-Chi-Sao oder Chi-Dan-Sao)
- Poon-Sao - Rollende Arme, (Chi-Sao-Grundzyklus)
- Chi-Sao - Klebende Arme, (Reflextraining der Arme, dient zur Sensibilisierung)
- Fook-Sao - Brücken Arm
- Gan-Sao - Schneidender Arm
- Gum Sao - Drückende Hand
- Huen-Sao - Zirkel Hand
- Jum-Sao - sinkender Ellenbogen
- Jut-Sao - Schockhand
- Kau-Sao - Zirkel Arm
- Kong-Sao - Freikampfübung
- Kuen Sao - Fauststoss
- Kwaan-Sao - rotierende Arme
- Lan-Sao - Riegelarm
- Lap-Sao - Greifende und oder Ziehende Hand
- Lat-Sao - übung zum Trainieren des Ablaufs von Pak Sao und Punch (später Nuk- Sao)
- Nuk-Sao - Freikampfübung
- Lau-Sao - schöpfender Arm
- Man-Sao - suchender Arm, (vorderer Arm)
- Pak-Sao - Schlagende Hand, Abwehr mit der Handfläche
- Sam Pai Fut - dreimalige Verehrung Buddhas, (3.Satz SNT)
- Tan-Sao - Abgleitende Hand,splittende Hand (oft bezeichnet als "Handfläche oben" Hand)
- Tut-Sao - Befreiende Arme
- Wu-Sao - beschützender Arm, (hinterer Arm)
- Yap-Gerk - Abwehr mit dem Schienbein nach außen

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Begriffe, für die Fortgeschrittenen:


- Biu-Tze-Sao - stechende Finger (3.Form)
- Bart-Cham-Dao - Die 8 Wege der Doppelmesser, (Acht-Schnitt-Schwert)
- Bok-Da - Schulterstoss
- Noi-Bong-Sao - Innerer Bong Sao
- Chao-Chong-Kuen - Hebender Fauststoss, (Upperpunch)
- Ching-Bo - Vorwärtsschritt, einspuriger Angriffs- und Verfolgungsschritt
- Chi-Gerk - Chi-Sao für die Beine
- Chi-Kwun - Chi-Sao für den Langstock
- Chang-Sao - Spatenhand
- Ching San Gerk - Vorwärtstritt, (in Chum-Kiu)
- Chong - Holzpuppe (Kurzbezeichnung)
- Chung-Sin - vertikale Mittellinie
- Ding-Jarn - Ellenbogenstoss
- Fak-Sao - Fegend-schlagender Arm
- Got-Sao - Hakenhand
- Gwat-Sao - wischender Arm
- Huen-Bo/Kau-Bo - Zirkelschritte, pflückende Schritte
- Je Chan Gerk - Tritt mit Wendung, (in Chum-Kiu)
- Jik-Seen - Zentrallinie
- Ju-Cheung - Handflächenstoß, Handballen waagrecht
- Ju-San-Ma (=Dui-Kok-Ma) - gewendeter Stand
- Juk Chan Gerk - Seitlicher Tritt, (in Chum-Kiu)
- Kuo-Sao - Kampftraining im Chi-Sao
- Kwun-Sao - Rotierende Arme, (Kombination aus Bong-Sao und Tan-Sao)
- Kwun-Ma - Langstock-Stand
- Lin-Wan-Kuen - Kettenfauststöße
- Luk-Dim-Boon-Kwun - Lang-Stock-Techniken
- Muk-Yan-Chong - Holzpuppe
- Muk-Yan-Chong-Fa - Holzpuppen-Techniken
- Sao-Cheung - Handflächenstoß, Elle n. hinten
- Sao Chong - Zurückziehen der Faust/Ellenbogen
- Tie-Sao - Hebende Arme
- Yan-Cheung - Handflächenstoß, Handballen oben
- Yee-Chi-Kim-Yeung-Ma - chinesisch für IRAS

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Familienverhältnisse

  Si-Jo
Kung-Fu-Urgroßvater
(Lehrer von Si-Gung)
 
Si-Pak-Gung
älterer Kung-Fu Bruder von Si-Kung
Si-Gung
Kung-Fu Großvater
(Lehrer von Si-Fu)
Si-Suk-Gung
jüngerer Kung-Fu Bruder von Si-Gung
Si-Pak
älterer Kung-Fu Bruder von Si-Fu
Si-Fu
Kung-Fu Vater, Mentor (persönlicher Lehrer)
Si-Suk
jüngerer Kung-Fu Bruder von Si-Fu
Si-Hing
älterer Kung-Fu Bruder
To-Dai Anhänger, Schüler Si-Dai
jüngerer Kung-Fu Bruder
Si-Je
ältere Kung-Fu Schwester
Si-Mui jüngere Kung-Fu Schwester
  To-Suen
Kung-Fu Enkel
(Schüler von To-Dai)
 

Die obige Tabelle wird aus der Sicht des To-Dai's dargestellt. (ausser bei To-Suen)

Die Bedeutung der Familie nimmt im gesamten asiatischen Raum eine sehr große Bedeutung ein. Da Wing Tsun nun ursprünglich in China enstanden ist, wird diesen Beziehungen auch hier diese Bedeutung zugemessen. Ausgehend von den Schulen der WTAS bestimmt das Schulalter, also die Zeit ab der ein Schüler die Schule besucht, die Hirarchie. Egal hierbei ist die Graduierung. Dies stellt aber nicht ein Art von Befehlskette dar. Es gilt lediglich dazu, dem Respekt zu zollen, der schon länger trainiert. Wenn man nun in der Schule Lehrer oder Ausbilder anredet, sollte man immer den Titel mit seinem Namen kombinieren (z.B. Sihing Vorname). Schüler unter sich können sich in der heutigen Zeit mit ihren Vornamen anreden.

To-Dai wird jeder Schüler mit Aufnahme in die Schule. Von da an werden alle neuen Schüler seine To-Dai's. Alle schon länger Trainierenden sind automatisch seine Si-Hing's. Sifu ist eigentlich keine Graduierung. Sifu wird man nur, wenn man ernannt wird. Dies geht wiederum nur durch seinen Si-Fu. Früher war es so, das man im Leben nur einen Si-Fu haben kann. Heute wird dies nicht mehr so eng gesehen (oder zumindesten sollte man dies nicht tun). Viele haben bestimmt auch schon mal den Ausdruck Dai-Sifu gehört. Das stellt eine Graduierung dar, die kennzeichnet wer der ranghöchste Sifu ist.

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